Steiner Rudolf

Love is higher than opinion. If people love one another the most varied opinions can be reconciled – thus one of the most important tasks for humankind today and in the future is that we should learn to live together and understand one another. If this human fellowship is not achieved, all talk of development is empty.

Heute wollen wir einmal einiges besprechen aus einem tief okkulten Gebiete heraus, und zwar soll für heute unser Thema lauten, so sonderbar das zunächst klingen mag: «Mephistopheles und die Erdbeben
der Erde». Wir werden sehen, daß wir nicht bloß mit dem Mephistopheles-Problem in ein tief okkultes Gebiet hineinleuchten, sondern auch gerade mit der Erdbebenfrage, wenn sie vom geistigen Standpunkte aus erörtert werden soll. Es ist ja von mir an den verschiedensten Orten und auch hier bereits über das Innere der Erde gesprochen
und damit auch die Erdbebenfrage berührt worden. Wir wollen heute von einer anderen Seite noch die Sache betrachten, und es wird sich dann ja auch ein Zusammenschluß finden zwischen dem, was wir heute zu sagen haben, worinnen namentlich der Vortrag zuletzt gipfeln soll, und dem, was schon in den früheren Vorträgen über das
Innere der Erde im Hinblick auf diese außerordentlich tragischen Ereignisse unserer Erdoberfläche gesagt worden ist.
Die Gestalt des Mephistopheles, von der wir heute ausgehen wollen, kennen Sie alle ja aus der Goetheschen Faust-Dichtung. Sie wissen, daß die Mephistopheles-Gestalt eine Wesenheit ist. Wir wollen uns heute nicht weiter darauf einlassen, inwiefern die dichterische Umkleidung den okkulten Tatsachen entspricht. Sie wissen, daß uns diese
Gestalt in der Goetheschen Faust-Dichtung entgegentritt als der Verführer und der Versucher des Faust, der ja in gewisser Beziehung als der Typus des nach den Höhen des Lebens strebenden Menschen aufgefaßt werden darf, und es ist von mir auch in Goethe-Vorträgen darauf hingewiesen worden, welche geistige Perspektive die Szene von
dem «Gang zu den Müttern» eröffnet, wo Mephistopheles den Schlüssel in der Hand hält zur Eröffnung eines Gebietes in dunkle Untergründe hinein, in denen die «Mütter» sitzen. Mephistopheles selbst kann dieses Gebiet nicht betreten. Er weist nur darauf hin, daß es sich um ein Gebiet handelt, wo unten gleich oben ist: «Versinke denn! Ich könnt’ auch sagen: steige!» Beides würde dasselbe bedeuten für
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dieses geheimnisvolle Gebiet. Wir wissen auch, daß Mephistopheles dieses Gebiet als ein solches bezeichnet, wofür er das Wort Nichts anwendet. Er vertritt also in einer gewissen Weise den Geist, der in dem Nichts ein für ihn Wertloses in diesem Gebiete erblickt. Faust antwortet darauf, wie etwa heute noch der geistig Strebende dem materialistisch Denkenden antworten könnte: «In deinem Nichts hofF ich das All zu finden!» Die Goethe-Forschung – es gibt ja eine solche – hat die mannigfaltigsten Anstrengungen gemacht, um diese Gestalt zu enträtseln. Auch in anderen Vorträgen habe ich schon aufmerksam darauf gemacht, daß im Grunde genommen die Auflösung des Namens «Mephistopheles» einfach im Hebräischen zu suchen ist, wo mephiz der Hinderer, der Verderber heißt und tophel der Lügner, so daß wir den Namen aufzufassen haben als geltend für ein Wesen, das sich zusammensetzt aus einem Bringer des Verderbens, der Hindernisse für
den Menschen, und auf der anderen Seite aus einem Geist der Unwahrheit, der Täuschung, der Illusion.
Wer die Einleitung des Goetheschen «Faust», den Prolog im Himmel einmal denkend verfolgt, dem wird auffallen können, wie da hineinklingt ein Wort, welches sozusagen über Jahrtausende hin reicht.
Goethe hat hineinklingen lassen in den Anfang seines «Faust» die
Worte zwischen dem Gotte und dem Hiob aus dem Buche «Hiob».
Sie brauchen nur das Buch «Hiob» zu lesen, wie Hiob als ein gerechter, guter und frommer Mann lebt, wie da die Söhne des Gottes des
Lichtes sich vor Gott einfinden und sich unter ihnen auch einfindet
ein gewisser Feind des Lichtes, und wie sich ein Gespräch entspinnt
zwischen dem Feind des Lichtes und dem höchsten Gotte, das dahin
geht, daß dieser Feind des Lichtes sagt, er habe durch die Lande
geschweift und habe Verschiedenes gesucht, Verschiedenes versucht.
Da fragt ihn Gott: Kennst du meinen Knecht, den Hiob? Und da
sagt der Feind des Lichtes – so wollen wir ihn vorläufig nennen –
zu dem Gotte: er kenne ihn, und er wäre wohl imstande, ihn von
dem Pfad des Guten abzubringen, ihn zu verderben. Und Sie wissen
ja, wie zweimal dieser Geist versuchen muß, an Hiob heranzukommen, wie er ihm dann dadurch beikommt, daß er seinen äußeren
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physischen Körper verdirbt. Er bezeichnet das ausdrücklich dadurch,
daß er dem Gott gegenüber sagt: Da wird er nicht abfallen, wenn
man an seinen Besitz greift, aber wenn man an sein Fleisch greift und
an sein Bein, da wird er abfallen! Wer möchte da nicht hineinklingen
hören in den Worten des «Faust», wo Gott im Prolog im Himmel
dem Mephistopheles die Worte entgegenruft: «Kennst du den
Faust? … Meinen Knecht!» – Und dann hört man förmlich wiederholen die Widerrede des Geistes, der damals, entsprechend dem
Buche Hiob, dem Gotte entgegengetreten ist, wenn dieser Mephistopheles sagt: er könne den Faust seine «Straße sacht führen», er könne
ihn abbringen von den Wegen, die in die Welt hineinführen, die man
die gute nennt. Also wir hören hier förmlich in einer Harmonie zusammenschlagen die Töne von Jahrtausenden.
Vielleicht haben Sie schon öfters, wenn die Gestalt des Mephistopheles an Sie herangetreten ist, die Frage aufgeworfen: Wer ist denn
eigentlich dieser Mephistopheles? Und hier werden schwere Fehler
gemacht, die allerdings nur ausgebessert werden können durch eine
tiefere okkulte Einsicht. Daß Mephistopheles mit dem Teufel oder mit
der Vorstellung des Teufels zusammengebracht werden darf, darauf
zielt ja schon der Name; denn das Wort «tophel» ist dasselbe wie «der
Teufel». Aber die andere Frage ist diese, und hier kommen wir in ein
Gebiet schwerer Irrtümer hinein, die in der Auslegung der Gestalt
des Mephistopheles oftmals gemacht werden: Ob Mephistopheles
zusammengeworfen werden darf mit dem Geist, den wir als den
Luzifer bezeichnen, von dem wir in der Entwickelungsgeschichte der
Menschheit oft gesprochen haben, der in der lemurischen Zeit und
nachher mit seinen Scharen an die Menschheit herantrat und in gewisser Weise in die menschliche Entwickelung eingriff? Man ist in
Europa leicht geneigt, die Gestalt des Mephistopheles, wie sie im
Goetheschen «Faust» gilt, wie sie aber in all den verschiedenen Produkten der Volksliteratur gegolten hat, in denen sie schon spielt und
die dem Goetheschen «Faust» vorangegangen sind, in den Volksschauspielen, in den Puppenspielen und so weiter, mit dem Luzifer
zusammenzuwerfen. Wir treffen da überall die Gestalt des Mephistopheles an, und die Frage ist diese: Sind die Gestalt und die Genossen
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des Mephistopheles dieselben wie jene Gestalt mit ihren Genossen,
die wir als Luzifer kennen? Mit anderen Worten: Ist das, was an den
Menschen herantritt durch mephistophelischen Einfluß dasselbe wie
das, was an den Menschen herantrat durch luziferischen Einfluß ? Die
Frage müssen wir uns heute vorlegen.
Wir wissen ja, wann Luzifer an den Menschen herantrat. Wir haben
die Entwickelung des Menschen verfolgt auf der Erde durch die
Zeit hindurch, in welcher die Sonne mit ihren Wesenheiten sich losgetrennt hat von der Erde und in welcher dann der Mond sich losgetrennt hat von der Erde mit denjenigen Kräften, die es dem Menschen unmöglich gemacht hätten, weiterzukommen. Und wir haben
gesehen, daß in einer Zeit, in der der Mensch noch nicht reif war,
an seinen astralischen Leib die Selbständigkeit herantreten zu lassen,
Luzifer mit seinen Scharen an den Menschen herangetreten ist und
dadurch ein Zweifaches an den Menschen herankam. Es war gegen
das Ende der lemurischen Zeit, da der Mensch tatsächlich in seinem
astralischen Leibe den Einflüssen, die von Luzifer herkamen, ausgesetzt war. Wenn Luzifer nicht an den Menschen herangetreten
wäre, so wäre der Mensch bewahrt geblieben vor gewissen Schäden,
aber er wäre auch nicht zu dem gekommen, was wir zu den höchsten
Gütern der Menschheit zählen müssen.
Wir können uns nun klarmachen, was der Einfluß des Luzifer für
eine Bedeutung hat, wenn wir uns fragen, was geschehen wäre, wenn
es seit der lemurischen Zeit keinen luziferischen Einfluß gegeben
hätte, wenn der Mensch sich so entwickelt hätte, daß Luzifer und die
Wesen, die zu ihm gehören, von dem Menschen ferngeblieben wären.
Dann hätte sich der Mensch so entwickelt, daß er bis in die Mitte der
atlantischen Zeit hinein ein Wesen geblieben wäre, das in allen Impulsen des astralischen Leibes, in allen Motiven des astralischen Leibes
gefolgt wäre den Einflüssen gewisser über den Menschen stehender
geistiger Wesenheiten, welche durch ihren Einfluß den Menschen
geführt hätten bis in die Mitte der atlantischen Zeit hinein. Da würde
der Mensch viel, viel später erst sein Wahrnehmungsvermögen, sein
Erkenntnisvermögen auf die sinnliche Welt gerichtet haben, so daß
den Menschen in der lemurischen Zeit und ersten atlantischen Zeit
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aus den Sinneswahrnehmungen heraus keine Leidenschaften, keine
Begierden erwachsen wären und der Mensch sozusagen unschuldig
der Sinneswelt gegenübergestanden hätte und in alledem, was er getan
hätte, gefolgt wäre den ihm eingepflanzten Impulsen höherer geistiger
Wesenheiten. Es wäre nicht ein Instinkt gewesen, wie der Instinkt der
heutigen höheren Tiere, unter dem der Mensch alles unternommen
hätte, sondern ein vergeistigter Instinkt. Zu jeder Tat, die er auf der
Erde getan hätte, hätten ihn nicht gereizt die bloßen sinnlichen Impulse, sondern etwas geistig Instinktives. So aber ist der Mensch
unter dem Einflüsse Luzifers früher dazu gekommen, daß er sagte:
Dies macht mir Freude, dies zieht mich an, dies stößt mich ab! – Er
ist dazu gekommen, früher als sonst seinen eigenen Impulsen zu folgen, ein selbständiges Wesen zu werden, eine gewisse Freiheit in sich
zu entwickeln. Eine gewisse Loslösung von der geistigen Welt trat
dadurch für den Menschen ein. Man könnte sagen, wenn man sich
klar ausdrücken wollte: Ohne diesen Einfluß Luzifers wäre der
Mensch ein vergeistigtes Tier geblieben, ein Tier, das sich an Gestalt allmählich entwickelt hätte, sogar in edlerer und schönerer Form,
als der Mensch unter dem Einflüsse Luzifers sich entwickelt hat. Der
Mensch wäre viel engelhafter geblieben, wenn dieser Einfluß Luzifers
in der lemurischen Zeit nicht eingetreten wäre. Aber auf der anderen
Seite wäre er von den höheren Wesenheiten wie an einem Gängelbande geleitet worden. In der Mitte der atlantischen Zeit wäre wie mit
einem Schlage etwas an den Menschen herangetreten: seine Augen
wären voll geöffnet worden, und er hätte um sich gehabt den Teppich
der gesamten physisch-sinnlichen Welt; aber er hätte ihn so um sich
gesehen, daß er hinter jedem physischen Dinge sogleich ein GöttlichGeistiges wahrgenommen haben würde, eine Welt göttlich-geistiger
Untergründe. Während also der Mensch bis dahin, wenn er rückwärts
geschaut hätte in seiner Abhängigkeit in den göttlichen Schoß, aus
dem er hervorgegangen war, erblickt hätte die auf ihn einwirkenden,
die in seine Seele hineinscheinenden Licht-Gottheiten, die ihn lenken
und führen, so würde dann eingetreten sein für den Menschen – es
ist das nicht etwa bloß ein Bild, sondern es entspricht das im höheren
Grade der Wirklichkeit – das, daß vor ihm ausgebreitet worden wäre
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die volle deutlich erkennbare Sinneswelt. Aber diese Sinneswelt hätte
sich dargestellt wie ein Durchsichtiges, hinter dem erschienen wären
die anderen göttlich-geistigen Wesenheiten, die an die Stelle dessen
getreten wären, was der Mensch hinter sich verloren hätte. Eine
geistige Welt hätte sich hinter ihm zugeschlossen, eine neue geistige
Welt hätte sich vor ihm eröffnet. Der Mensch wäre ein Kind in der
Hand höherer, geistig-göttlicher Wesenheiten geblieben. Die Selbständigkeit hätte sich nicht in die menschliche Seele hineingesenkt.
So ist es eben nicht gekommen, sondern es hat sich erst Luzifer
herangemacht an den Menschen, und Luzifer hat sozusagen einen
Teil der hinter dem Menschen stehenden geistigen Welt für diesen
Menschen unsichtbar gemacht. Denn indem im menschlichen Astralleibe die eigenen Leidenschaften, Instinkte und Begierden auftraten,
verfinsterten diese die hinter dem Menschen stehenden, sonst immer
sichtbar gebliebenen geistigen Wesenheiten derjenigen Welt, aus der
der Mensch herausgeboren ist. Daher war es auch so, daß in jenen
großen Orakelstätten, von denen ich das letzte Mal gesprochen habe,
die uralten atlantischen Eingeweihten gerade darauf sich vorbereitet
hatten, denjenigen Teil der geistigen Welt zu sehen, der durch den
Einfluß Luzifers verdeckt worden war. Alle Vorbereitungen der
Hüter und Schüler der uralten Orakel der atlantischen Mysterien
zielten darauf hin, hineinzusehen in diese lichte geistige Welt, die
durch den luziferischen Einfluß auf den menschlichen astralischen
Leib sich dem Menschen entzogen hatte. Und da kamen sie auch zum
Vorschein, jene Gestalten, die der Mensch beobachtet in den verschiedenen Seelenzuständen, die der Einweihung parallel laufen, die
aus einer Lichtwelt in die unsere hineinspielen und die sich dann
kleiden in das Kleid, das ihnen die astralische Welt geben kann. Da
sah der atlantische Eingeweihte in den alten Orakeln im Geiste jene
Gestalten, die ihm mit Recht höhere geistige Wesenheiten waren, die
nicht heruntergestiegen waren bis zur physischen Welt und die daher,
als der Mensch verfrüht die physische Welt betreten hat, unsichtbar
geblieben sind für den gewöhnlichen Blick. Aber es konnte nicht
anders sein, als daß auch Luzifer selber, da er sozusagen ein Gegner
dieser Lichtwelten war, auch für die Eingeweihten sichtbar wurde.
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Die Scharen des Luzifer waren überhaupt sichtbar für die atlantischen
Menschen, die in ihrem dämmerhaften Hellseherbewußtsein – in
Schlafzuständen und in den Zwischenzuständen zwischen Schlaf und
Wachen – sich hineinleben konnten in die höhere geistige Welt. Wenn
ein Teil der Lichtwelt für diese Menschen zugänglich wurde, so wurde
auch ein Teil der gegen die Lichtwelt gerichteten Welt sichtbar; nicht
Luzifer selbst, aber die Genossen Luzifers wurden sichtbar. Und so
entzückend und großartig die hehren Gestalten der Lichtwelt erschienen in ihren astralischen Farben, so furchtbar und entsetzlich erschienen die Gestalten, die der entgegengesetzten, der verführerischen
Welt angehörten.
So können wir sagen: es gab innerhalb der Menschheitsentwickelung diesen Einfluß Luzifers, dem der Mensch die Möglichkeit des
Irrtums, des Bösen verdankt, dem er aber auch seine Freiheit verdankt. Wäre dieser luziferische Einfluß nicht gekommen, so wäre
das, was ich eben vor Ihnen besprochen habe, in der Mitte der atlantischen Zeit eingetreten: der Teppich der Sinneswelt hätte sich ausgebreitet vor dem Menschen, die Mineralien, die Pflanzenwelt, die
Welt der Tiere wären sinnlich sichtbar geworden; die Welt der Naturerscheinungen, Blitz und Donner, Wolken und Luft, die Himmelserscheinungen wären dem äußeren Auge vollständig sichtbar geworden. Aber dahinter wären unverkennbar gestanden die göttlich-geistigen Wesenheiten, die auf den Menschen eindringen sollten. Weil vorher der Einfluß Luzifers gewirkt hatte, weil vorher der Mensch in
seinem astralischen Leibe diesen Einfluß aufgenommen hatte, deshalb
hatte er seit der lemurischen Zeit bis in die atlantische Zeit hinein
seinen physischen Leib, der dazumal noch verwandlungsfähig war,
so zubereitet, daß dieser physische Leib jetzt das Instrument werden
konnte unmittelbar für den Teppich der sinnlich-physischen Welt,
der sich hätte so ausbreiten sollen, daß hinter ihm die geistige Welt
sichtbar geworden wäre. Und so konnte denn der Mensch die physischsinnliche Welt nicht sogleich in der Gestalt sehen, in der sie sich ihm
zugleich als eine geistige gezeigt hätte. Da trat an den Menschen
heran die Welt der drei Naturreiche, die unter dem Menschen standen.
Sie trat heran, die physische Welt, als eine solche, die wie ein Schleier,
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wie eine dicke Decke unter Umständen sich hinüberlegte über die
geistige Welt. So konnte der Mensch nicht durchschauen bis in die
geistige Welt; er kann es ja bis heute im Grunde genommen noch
nicht.
Dadurch aber, daß der Mensch diese Entwickelung durchgemacht
hatte, konnte in der Mitte der atlantischen Zeit ein anderer Einfluß
sich geltend machen, ein Einfluß von einer ganz anderen Seite. Und
diesen Einfluß, der sich nunmehr geltend machte, dürfen wir nicht
verwechseln mit dem Einfluß Luzifers und seiner Genossen. Wenn
auch Luzifer den Menschen erst fähig gemacht hat, diesem anderen
Einflüsse zu unterliegen, wenn auch Luzifer erst den Menschen dazu
gebracht hat, daß sein physischer Leib dichter geworden ist, als er
sonst geworden wäre, so mußte doch noch ein anderer Einfluß an den
Menschen herantreten, um den Menschen der physisch-sinnlichen
Welt ganz zuzuführen, um die Welt der geistigen Wesenheiten vor
dem Menschen ganz zuzusperren, ganz zuzuschließen, so daß der
Mensch zu der Illusion geführt wurde: Es gibt keine andere Welt als
die Welt des physisch-sinnlichen Daseins, die sich vor mir ausbreitet!
Es trat ein ganz anderer Gegner seit der Mitte der atlantischen Zeit
an den Menschen heran, als Luzifer es ist, derjenige Gegner, der sozusagen des Menschen Wahrnehmungsvermögen und Erkenntnisvermögen so umnebelt und umdunkelt, daß der Mensch nicht die Anstrengung macht, nicht die Triebe entwickelt, hinter die Geheimnisse
der Sinneswelt zu kommen. Wenn Sie sich vorstellen, daß unter
Luzifers Einfluß die Sinneswelt wie ein Schleier geworden wäre, so
daß man dann durchaus die geistige Welt dahinter gehabt hätte, so ist
durch den Einfluß dieses zweiten Wesens die physische Welt völlig zu
einer dicken Rinde geworden, welche sich zuschließt vor der geistigen
Welt, so daß wiederum nur die atlantischen Eingeweihten durch ihre
Vorbereitungen dazu kommen konnten, diese Decke des PhysischSinnlichen zu durchdringen.
Diejenigen Mächte, die sich da an den Menschen heranmachten,
um ihm den Ausblick in die andere Seite des göttlichen Daseins zu
verfinstern, treten uns zuerst entgegen In den großen Lehren, welche
der bedeutungsvolle Führer des uralt persischen Volkes seinen AnCopyright Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung Buch: 107 Seite: 168
hängern und Bekennern gegeben hat, bei Zarathustra. Zarathustra war
es, der ja die Mission hatte, einem Volke die Kultur zu geben, das
nicht wie das altindische Volk durch seine Naturanlage die Sehnsucht
hatte nach der geistigen Welt zurück, sondern Zarathustra hatte die
Mission, einem Volke eine Kultur zu geben, dessen Blick auf die
Sinneswelt gerichtet war, auf die Eroberung der physisch-sinnlichen
Welt mit den Kulturmitteln, die eben nur durch die Anstrengungen
des äußeren sinnlich-physischen Menschen hergestellt werden können.
Daher trat innerhalb der uralt persischen Kultur weniger der luziferische Einfluß an den Menschen heran als gerade der Einfluß derjenigen Gestalt, die seit der Mitte der atlantischen Zeit an den Menschen herangetreten ist und bewirkt hat, daß dazumal ein großer Teil
der Eingeweihten der schwarzen Magie verfallen ist, weil sie durch die
Verführung dieses Versuchers dazu gebracht wurden, dasjenige, was
ihnen aus der geistigen Welt zugänglich geworden war, zu dem
Dienst der physisch-sinnlichen Welt zu mißbrauchen. Jener gewaltige
Einfluß schwarzmagischer Kräfte, der zum schließlichen Untergang
von Atlantis geführt hat, hat seinen Ursprung in den Versuchungen
derjenigen Gestalt, die Zarathustra seinem Volke lehren mußte, als
die Gestalt, die dem hellen Lichtgotte entgegenwirkt als Ahriman,
Angra mainju, im Gegensatz zu dem Lichtgotte, den Zarathustra als
die Große Aura, als Ahura Mazdao verkündete.
Diese zwei Gestalten, Luzifer und Ahriman, müssen wir wohl
voneinander unterscheiden. Denn Luzifer ist eine Wesenheit, die sich
abgezweigt hat von der Schar geistig-himmlischer Wesenheiten nach
der Sonnentrennung, während Ahriman eine Gestalt ist, die sich
bereits vor der Sonnentrennung losgelöst hat und ganz andere
Mächte in sich vereinigt. Dadurch, daß Luzifer in der lemurischen
Zeit auf den Menschen gewirkt hat, wurde dem Menschen nichts
anderes verdorben als der Einfluß, den der Mensch noch in der
atlantischen Zeit gehabt hat, indem er auf die Luft- und Wasserkräfte wirken konnte. Sie wissen aus meinem Buche «AkashaChronik», daß die Menschen in der atlantischen Zeit noch über die
Samenkräfte, die in den pflanzlichen und tierischen Naturen sind,
verfügten und sie so herausziehen konnten, wie der heutige Mensch
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aus der Steinkohle die Kräfte herauszieht, die er als Dampf kraft zum
Treiben seiner Maschinen verwendet. Und ich habe Ihnen gesagt,
wenn diese Kräfte extrahiert werden, herausgezogen werden, dann
stehen sie in einem geheimnisvollen Zusammenhange zu den Naturkräften in Wind und Wetter und so weiter; und wenn sie der Mensch
verwendet in einer den göttlichen Absichten entgegenstehenden Absicht, dann werden diese Naturkräfte heraufgezogen gegen den
Menschen.
Dadurch kam die atlantische Überflutung und diejenigen verheerenden Naturgewalten, die dann den Untergang des ganzen atlantischen
Kontinentes bewirkten. Aber der Mensch hat vorher schon nicht
mehr eine Verfügung gehabt über die Kräfte des Feuers und der
Verbindung dieser Kräfte mit gewissen geheimen Kräften der Erde.
Feuer und Erde in einem gewissen Zusammenwirken wurden schon
früher eigentlich dem Menschen entzogen. Jetzt aber, durch den
Einfluß Ahrimans und seiner Genossen, kam in einer gewissen Weise
der Mensch wiederum, und zwar jetzt in verderbenbringender Weise
zur Macht über Feuer- und Erdenkräfte. Und manches, was Sie hören
über die Verwendung des Feuers im alten Persien, hängt mit dem
zusammen, was ich Ihnen jetzt sage: Manche Kräfte, die getrieben
werden als schwarze Magie und die damit zusammenhängen und
dazu führen, daß der Mensch sich noch über ganz andere Kräfte hermacht und da einen Einfluß gewinnt über Feuer und Erde, können
gewaltige, verheerende Wirkungen wachrufen. Schwarze Magie hätte
von den Nachkommen der Atlantier selbst noch im alten Persien getrieben werden können, wenn nicht durch die Lehre des Zarathustra
darauf hingewiesen worden wäre, wie Ahriman als feindliche Macht
auf die Menschen so wirkt, daß er sie umstrickt, sie verdüstert
gegenüber dem, was hinter der Sinneswelt als wirkliche geistige
Gewalt hervorkommen soll. So sehen wir, daß ein großer Teil der
nachatlantischen Kultur – das ging von Zarathustra und seinen Anhängern aus – dadurch beeinflußt wurde, daß dem Menschen klargemacht wurde auf der einen Seite die Wirkung des hehren Lichtgottes, dem sich der Mensch zuwenden kann, und auf der anderen
Seite die verderbliche Macht des Ahriman und seiner Genossen.
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Dieser Ahriman wirkt durch die mannigfaltigsten Mittel und Wege
auf den Menschen ein. Ich habe Sie darauf aufmerksam machen
können, daß es ein großer Moment war für die Entwickelung der
Welt, als das Ereignis von Golgatha eintrat. Da erschien der Christus
in der Welt, die der Mensch nach dem Tode betritt. In dieser Welt
war der Einfluß des Ahriman noch viel stärker, als er in der Welt
war, die hier auf der Erde zwischen Geburt und Tod zu sehen ist.
Gerade in der Welt zwischen dem Tode und der neuen Geburt wirkten mit einer furchtbaren Gewalt und Macht die Einflüsse des Ahriman auf den Menschen. Und wenn nichts anderes eingetreten wäre,
so wäre der Mensch zwischen dem Tode und der neuen Geburt in dem
Schattenreiche – wie es mit Recht der alte Grieche empfunden hat –
allmählich verfinstert worden. Eine unendliche Vereinsamung und
Zurückführung auf die menschliche Egoität wäre eingetreten in dem
Leben zwischen Tod und neuer Geburt. Und der Mensch würde bei
der Wiederverkörperung so in sein Leben hineingeboren werden, daß
er zu einem krassen, zu einem furchtbaren Egoisten geworden
wäre. So ist es daher mehr als eine bloß bildliche Redeweise, daß
nach dem Ereignis von Golgatha, in dem Moment, als auf Golgatha
das Blut aus den Wunden rann, der Christus in der jenseitigen Welt,
in dem Schattenreiche erschien und Ahriman in Fesseln legte. Wenn
auch der Einfluß Ahrimans blieb, und im Grunde auf ihn alle materialistische Denkweise der Menschen zurückzuführen ist, wenn auch
dieser Einfluß nur dadurch paralysiert werden kann, daß die Menschen
das Ereignis von Golgatha in sich aufnehmen, so ist doch dieses
Ereignis das geworden, aus dem die Menschen Kraft saugen, um dadurch wieder hineinzukommen in die geistig-göttliche Welt.
So stieg vor dem Blick der menschlichen Erkenntnis zuerst Ahriman auf. So wurde er etwas, was man ahnte, wovon man etwas
wußte durch den Einfluß der Zarathustra-Kultur; und von da aus
verbreitete sich die Erkenntnis des Ahriman über die anderen Völker
hin und über ihre Kulturvorstellungen. Unter den mannigfaltigsten
Namen tritt Ahriman mit seinen Scharen bei den verschiedenen
Kulturvölkern auf. Und durch die eigenartigen Verhältnisse, in denen
die Seelen der europäischen Völker waren, die am weitesten zurückCopyright Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung Buch:107 Seite:171
geblieben waren auf den Zügen von Westen nach Osten, die am
meisten unberührt geblieben waren von dem, was im alten Indien,
im alten Persien, in Ägypten, selbst in der griechisch-lateinischen
Periode vor sich gegangen war, bei diesen Völkern Europas, unter
denen die fünfte Kulturperiode aufleben sollte, da waren Seelenverfassungen vorhanden, daß ihnen besonders die Gestalt des Ahriman als
eine furchtbare erschien. Und während diese die verschiedensten
Namen angenommen hat – beim hebräischen Volke Mephistopheles
genannt wurde -, wurde sie in der europäischen Welt zu der Gestalt
des Teufels in seinen verschiedenen Formen.
So sehen wir, wie wir in einen tiefen Zusammenhang der geistigen
Welten hineinblicken, und manches Mal, wenn jemand hoch erhaben
sich fühlt über den mittelalterlichen Aberglauben, wird man sich wohl
auch erinnern an den Ausspruch unseres Faust-Dichters: «Den Teufel
spürt das Völkchen nie, und wenn er sie beim Kragen hätte!»
Gerade dadurch, daß der Mensch seine geistigen Augen vor diesem
Einfluß verschließt, dadurch verfällt er diesem Einflüsse am allermeisten. Der Goethesche Mephistopheles ist nichts anderes als die
Gestalt des Ahriman, und wir dürfen sie nicht verwechseln mit der
Gestalt des Luzifer. Alle diejenigen Irrtümer, die uns zuweilen in der
Erklärung der Goetheschen Faust-Dichtung entgegentreten, sind
gerade auf diese Verwechslung zurückzuführen, obwohl natürlich
Luzifer erst den Einfluß des Ahriman möglich gemacht hat und man
daher, wenn man auf Ahriman sieht, auf einen Ureinfluß Luzifers
zurückgeführt wird, der erst vor unsere Seele treten konnte, nachdem
wir lange Vorbereitungen dazu gemacht haben, um diesen intimeren
Zusammenhang zu erkennen.
Man darf diesen feineren Unterschied nicht übersehen, denn es handelt sich vor allen Dingen darum, daß Luzifer den Menschen im
Grunde genommen nur unter den Einfluß derjenigen Gewalten
gebracht hat, die mit den Wind- und Wassergewalten zusammenhängen. Dagegen war es Ahriman-Mephistopheles, der den Menschen
unter Gewalten gebracht hat, die viel, viel furchtbarer sind, und es
wird in den nächsten Kulturen mancherlei auftreten, was man in
Zusammenhang zu bringen hat mit dem Einflüsse des Ahriman. Für
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den okkult Strebenden, der nicht auf festem und sicherem Grunde
strebt, kann sehr leicht gerade durch den ahrimanischen Einfluß die
furchtbarste Illusion, die furchtbarste Täuschung eintreten. Denn in
der Tat ist Ahriman ein Geist, der darauf ausgeht, über die wahre
Natur der Sinneswelt zu täuschen, zu täuschen nämlich darin, daß
sie ein Ausdruck ist der geistigen Welt. Wenn der Mensch nun
Veranlagung hat zu abnormen Zuständen, zu somnambulen Zuständen oder durch eine gewisse unrichtige Schulung okkulte Kräfte in
sich erweckt und irgend etwas in sich hat, was zur Egoität, zum
Egoismus hindrängt, dann hat gerade auf die okkulten Kräfte Ahriman oder Mephistopheles leicht einen Einfluß, einen Einfluß, der
leicht ein gewaltiger werden kann. Während Luzifers Einfluß nur
dahin gehen kann, daß dasjenige, was sozusagen aus der geistigen
Welt – auch bei dem in unrichtiger Schulung sich Befindenden – dem
Menschen begegnet, als astralische Gestalt entgegentritt, als eine
Gestalt, die für den astralischen Leib sichtbar wird, treten diejenigen
Gebilde, die auf den Einfluß Ahrimans zurückzuführen sind, dadurch
zutage, daß die schlechten Einflüsse, die auf den physischen Leib ausgeübt werden, sich durchdrücken in den Ätherleib und dann als
Phantome sichtbar werden.
Wir haben es also bei dem Einflüsse Ahrimans mit noch viel, viel
niedrigeren Mächten zu tun als bei dem Einflüsse Luzifers. Niemals
können die Einflüsse Luzifers so schlimm werden wie die Einflüsse Ahrimans und jener Wesenheiten, die mit den Feuermächten
zusammenhängen. Ahrimans oder Mephistopheles’ Einfluß kann es
dahin bringen, daß der Mensch, um okkulte Erkenntnisse zu erlangen, dazu geführt wird, sagen wir zum Beispiel Verrichtungen vorzunehmen mit seinem physischen Leibe. Es ist das schlimmste Mittel,
das angewendet werden kann, um zu okkulten Kräften zu kommen, das in Verrichtungen und im Mißbrauch des physischen Leibes
besteht. In gewissen schwarzmagischen Schulen werden in der Tat
solche Verrichtungen in dem ausgiebigsten Maße gelehrt. Es gehört
zu den furchtbarsten Verführungen des Menschen, wenn der Ausgangspunkt für okkulte Schulung von den physischen Leibeskräften
aus genommen wird.
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Es kann hier darauf nicht einmal näher hingewiesen werden, sondern nur darauf, daß alle Machinationen, die irgendwie in einem
Mißbrauch der physischen Leibeskräfte bestehen, von den Einflüssen
herrühren, die von Ahriman herkommen, und es, weil sich das in des
Menschen Ätherleib hineindrängt, wie ein Phantom wirkt, aber wie
eine Phantomenwelt, die nichts anderes ist als das Kleid von Mächten,
die den Menschen unter das Niveau des Menschen herunterziehen.
Fast alle alten Kulturen, die indische, die persische, die ägyptische
Kultur, die griechisch-lateinische Kultur haben ihre Dekadenzzeit
durchgemacht, in der sie verfallen sind, in der auch die Mysterien verfallen sind, in der man nicht mehr die reinen Überlieferungen der
Mysterien bewahrte. In diesen Zeiten sind viele von denen, die entweder Schüler der Eingeweihten waren und doch sich nicht auf ihrer
Höhe haben halten können, oder solche Menschen, denen die Geheimnisse auf unrechtmäßige Weise verraten worden waren, nun auf verkehrte und schlechte Wege gekommen. Stätten schwarzmagischer
Kräfte gingen von diesen Einflüssen aus und haben sich erhalten bis
in unsere Zeit hinein.
Ahriman ist ein Geist der Lüge, der dem Menschen Illusionen vorzaubert, der mit seinen Genossen allerdings in einer geistigen Welt
wirkt. Nicht er ist ein Trugbild, o nein! Aber das, was sich unter
seinem Einflüsse vor des Menschen geistiges Auge gaukelt, das ist ein
Trugbild. Wenn des Menschen Wünsche, wenn des Menschen
Leidenschaften schlimme Wege gehen und er sich gleichzeitig irgendwie an okkulte Kräfte hingibt, dann drängen sich die okkulten
Kräfte, die dadurch herauskommen, in den Ätherleib hinein, und es
erscheinen unter den Trugbildern, die manchmal ganz ehrwürdige
Gestalten sein können, die verderblichsten, die schlimmsten Mächte.
So furchtbar ist der Einfluß des Ahriman auf den Menschen.
Aus dem, was gesagt worden ist, können Sie entnehmen, daß sozusagen gerade durch die Erscheinung des Christus, wenn wir den
Ausdruck gebrauchen wollen, Ahriman in Fesseln gelegt worden ist,
allerdings nur für diejenigen, die immer mehr versuchen, das ChristusMysterium zu durchdringen. Und immer weniger wird der Schutz
in der Welt sein gegen den Einfluß Ahrimans außerhalb der Kräfte,
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung Buch: 107 Seite: 174
die von dem Christus-Mysterium ausströmen. In gewisser Weise geht
unsere Zeit – und viele Erscheinungen künden das – diesen Einflüssen Ahrimans entgegen. Gewisse Geheimlehren nennen die Scharen
des Ahriman auch die Asuras. Es sind natürlich die schlechten Asuras,
die aus der Entwickelungsbahn der Asuras, die dem Menschen die
Persönlichkeit gegeben haben, in einer gewissen Zeit herausgefallen
sind. Darauf ist ja schon hingedeutet, daß es sich um geistige Wesenheiten handelt, die vor der Sonnentrennung sich von der gesamten
Entwickelung der Erde abgesondert haben.
Es ist jetzt nur zunächst geschildert worden der furchtbare Einfluß, den auf eine gewisse abnorme Entwickelung, die in okkulten
Bahnen gehen kann, Ahriman haben kann. Aber in gewisser Beziehung hat sich ja die ganze Menschheit in der zweiten Hälfte der
atlantischen Zeit sozusagen unter den Einfluß Ahrimans begeben.
Die ganze nachatlantische Zeit hat in einer gewissen Weise die
Nachwirkungen des Einflusses Ahrimans in sich, auf dem einen
Gebiete der Erde mehr, auf dem anderen weniger. Aber der Einfluß
Ahrimans hat sich überall geltend gemacht, und alles, was in den
Lehren der alten Eingeweihten den Völkern gegeben wurde von den
dem Ahriman entgegenstehenden Lichtgeistern, das ist im Grunde
genommen nur gegeben worden, um allmählich sich dem Einflüsse
Ahrimans zu entziehen. Das war eine vorbereitende, gut geführte,
weise Erziehung der Menschheit.
Vergessen wir aber nicht, daß im Grunde genommen das Schicksal Ahrimans seit jener Zeit mit dem Schicksal der Menschheit in
einer gewissen Weise verflochten ist, und die mannigfaltigsten Ereignisse, von denen der Uneingeweihte nichts wissen kann, halten das
ganze Karma der Menschheit mit dem Karma Ahrimans in einem
fortdauernden Zusammenhang. Wenn wir das, was jetzt gesagt werden
soll, verstehen wollen, so müssen wir uns klarmachen, daß es außer
dem Karma, das jeder einzelne hat, ein allgemeines karmisches
Gesetz gibt auf allen Stufen des Daseins. Alle Wesensarten haben
ihr Karma, das Karma des einen Wesens ist so, das der anderen
Wesen ist anders. Aber Karma geht durch alle Reiche des Daseins,
und es gibt durchaus Dinge im Menschheitskarma, in dem Karma
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung Buch: 10 7 Seite: 17 5
eines Volkes, einer Gesellschaft oder einer anderen Menschheitsgruppe, die wir als ein gemeinschaftliches Karma ansehen müssen,
so daß unter Umständen der einzelne mitgerissen werden kann von
dem Gesamtkarma. Und es wird für den, der nicht die Dinge durchschauen kann, nicht immer leicht einzusehen sein, wo eigentlich die
Einflüsse der Mächte liegen für die Menschen, die von diesem Schicksal getroffen worden sind. Es kann durchaus der einzelne, der in einer
Gesamtheit drinnensteht, vermöge seines Einzelkarma ganz unschuldig sein; aber dadurch, daß er in einem Gesamtkarma drinnensteht,
kann ein Unglück über ihn hereinbrechen. Wenn er aber ganz unschuldig ist, so wird sich das in späteren Verkörperungen ausgleichen.
Im weiteren Zusammenhang dürfen wir nicht bloß auf das Karma
der Vergangenheit sehen, sondern wir müssen auch an das Karma der
Zukunft denken. Wir können durchaus sagen, daß es unter Umständen eine ganze Menschengruppe geben kann, und diese Gruppe verfällt einem furchtbaren Schicksal. Da ist nicht erfindlich, warum
gerade diese Menschengruppe diesem Schicksal verfallen ist. Jemand,
der das Karma des einzelnen Menschen untersuchen könnte, wird
unter Umständen nichts finden können, was zu diesem traurigen
Schicksal hätte führen können, denn die Zusammenhänge des Karma
sind sehr verwickelt. Weit, weit weg vielleicht – aber doch mit ihnen
verknüpft – steht das, was erfordert, daß solch ein Karma dieses oder
jenes zutage bringt. Und dann kann es sein, daß die ganze Gruppe
unschuldig von einem Gesamtkarma getroffen worden ist, während
vielleicht die Zunächstschuldigen nicht getroffen werden konnten,
weil die Möglichkeit dazu nicht vorhanden war. Dann kann man
einzig und allein dieses sagen: In dem Gesamtkarma des einzelnen
Menschen gleicht sich alles aus, auch wenn ihm unschuldig dieses oder
jenes zustößt; das schreibt sich ein in sein Karma, und es gleicht sich
in völligster Weise in der Zukunft alles aus. Also wenn wir auf das
Karmagesetz sehen, müssen wir auch das Karma der Zukunft in Betracht ziehen. Aber wir müssen eben nicht vergessen, daß der Mensch
nicht ein einzelnes, isoliertes Wesen ist, sondern wir haben darauf
zu achten, daß jeder einzelne an dem gesamten Menschheitskarma
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung Buch: 107 Seite: 176
mitzutragen hat. Wir dürfen auch nicht vergessen, daß der Mensch
mit der Menschheit zugleich den Hierarchien der nicht in die physische
Welt eingetretenen Wesenheiten angehört und daß er auch in das
Karma dieser Hierarchien hineingezogen wird. Manches tritt an
Menschheitsgeschicken in der physischen Welt auf, dessen Zusammenhang man zunächst nicht sucht bei den Dingen, mit denen das unmittelbar zusammenhängt; die karmischen Folgen treten aber unweigerlich ein. Ahrimans Karma ist verknüpft seit der zweiten
Hälfte der atlantischen Zeit mit dem Menschheitskarma. Wo sind
denn die Taten Ahrimans, außer dem, was Ahriman wirkt in den
menschlichen Leibern, um dem Menschen Illusion und Phantome
über die Sinneswelt beizubringen? Wo sind sie denn sonst?
Für alles in der Welt gibt es sozusagen zwei Seiten: eine Seite, die
mehr dem Menschen als geistigem Wesen angehört, und andererseits
das, was zu dem gehört, was sich als die Naturreiche um den Menschen herum herausgebildet hat. Des Menschen Schauplatz ist die
Erde. Für den geistigen Blick stellt sich diese heraus als ein Zusammenhang von verschiedenen Schichten. Wir wissen, daß die äußerste
Schicht unserer Erde genannt wird die mineralische Erde oder mineralische Schicht, da sie nur solche Stoffe enthält, wie wir sie unter
unseren Füßen linden. Das ist die verhältnismäßig dünnste Schicht.
Dann beginnt die weiche Erde. Diese Schicht hat ein ganz anderes
materielles Gefüge als die über ihr befindliche mineralische Schicht.
Diese zweite Schicht ist sozusagen mit einem inneren Leben begabt;
und nur dadurch, daß die feste mineralische Schicht darübergebreitet
ist, werden die inneren Kräfte dieser zweiten Schicht zusammengehalten. Denn in dem Augenblicke, wo man sie freilegen würde,
würde sie sich zerstreuen in den ganzen Himmelsraum. Sie ist also
eine Schicht, die unter einem ungeheuren Drucke liegt. Eine dritte
Schicht ist die Dampfschicht. Aber sie ist nicht dn Dampf materieller
Art, wie wir ihn auf der Oberfläche unserer Erde haben, sondern
in dieser dritten Schicht ist die Substanz selbst mit inneren Kräften
begabt, die wir nur vergleichen können mit den menschlichen Leidenschaften, mit den inneren Trieben des Menschen. Während auf der
Erde nur Wesen, die so geformte Wesen sind wie Tiere und MenCopyright Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung Buch: 107 Seite: 177
sehen, Leidenschaften entwickeln können, ist diese dritte Schicht –
aber doch ganz so, wie die Substanzen der Erde von magnetischen
und Wärmekräften durchzogen sind – materiell durchzogen von
Kräften, die dem gleich sind, was wir als menschliche und tierische
Triebe und Leidenschaften kennen. Dann haben wir als vierte Schicht
die Formenschicht, die so bezeichnet wird, weil sie das Material und
die Kräfte enthält von dem, was uns in dem mineralischen Erdenteil als geformte Wesenheiten entgegentritt. Und die fünfte Schicht,
die Fruchterde, hat die Eigentümlichkeit, daß sie als Material selbst
von einer unendlichen Fruchtbarkeit ist. Wenn Sie einen Teil dieser
Erdenschicht haben würden, so würde sie fortwährend aus sich heraus
neue Triebe und Sprossen hervorsprießen lassen; strotzende Fruchtbarkeit ist das Element dieser Schicht. Nach dem kommen wir zu der
sechsten Schicht, zu der Feuererde, welche Kräfte als Substanzen in
sich enthält, die furchtbar verheerend und zerstörend werden können. Diese Kräfte sind es eigentlich, in welche die Urfeuer hineingebannt worden sind.
In dieser Schicht wirkt materiell im Grunde genommen das Reich
des Ahriman und von dieser Schicht aus wirkt es. Was in den
äußeren Naturerscheinungen zutage tritt in Luft und Wasser, in
Wolkenbildungen, was als Blitz und Donner erscheint, das ist sozusagen ein letzter Rest – aber ein guter Rest – auf der Erdoberfläche
von dem, was an Kräften schon mit dem alten Saturn verbunden
war und das sich mit der Sonne abgetrennt hat. Von dem, was in
diesen Kräften wirkt, sind die inneren Feuerkräfte der Erde in den
Dienst des Ahriman gestellt. Da hat er das Zentrum seines Wirkens.
Und während seine geistigen Wirkungen in der geschilderten Art zu
den Menschenseelen hinziehen und sie zum Irrtum führen, sehen wir,
wie er – in einer gewissen Weise gefesselt – im Inneren der Erde
gewisse Angriffspunkte seines Wirkens hat. Wenn man die geheimnisvollen Zusammenhänge kennen würde von dem, was auf der Erde
unter dem Einflüsse Ahrimans geschehen ist, und dem, was dadurch
das eigene Karma Ahrimans geworden ist, so würde man in dem
Beben der Erde den Zusammenhang erkennen zwischen dem, was als
Naturereignisse in so furchtbar trauriger, tragischer Art vor sich
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geht, und dem, was auf der Erde waltet. Das ist zurückgeblieben
seit den alten Zeiten als etwas, was auf der Erde in Reaktion tritt
gegen die lichten, die guten Wesenheiten.
So wirken über die Erde hin diese oder jene Kräfte, die mit jenen
Wesen verbunden sind, die herausgestoßen worden sind aus dem
Zusammenhange mit der Erde zu der Zeit, als die lichten, die guten
Wesenheiten die heilsamen Erscheinungen um den Erdkreis herum
geführt haben, und wir können in einer gewissen Weise den Nachklang dieser Feuerwirkungen, die dem Menschen früher entzogen worden sind, in dem erkennen, was das Feuer anrichtet in solchen furchtbaren Naturerscheinungen. Wir brauchen uns nicht zu sagen, daß
etwa diejenigen, die von dem betroffen werden, was durch Ahrimans
Karma hervorgerufen wird – das aber seit der atlantischen Zeit im
Zusammenhange steht mit dem Menschheitskarma -, etwa daran
irgendwelche Schuld haben. Das hängt zusammen mit dem gesamten
Menschheitskarma, an dem auch der einzelne mitzutragen hat. Und
ganz woanders liegen oftmals die Ursachen, die dann an bestimmten
Stellen als die Wirkungen des Karma Ahrimans zum Austrag kommen, weil gerade diese Stellen die Gelegenheit dazu bieten.
Da sehen wir einen Zusammenhang, der allerdings uns wie ein
stehengebliebener Rest sonstiger uralter Menschheitskatastrophen erscheint. In der lemurischen Zeit wurde den Menschen die Gewalt entzogen, auf das Feuer zu wirken. Vorher konnte der Mensch auf das
Feuer wirken. Daher ist das alte Lemurien zugrunde gegangen durch
die Feuerleidenschaften der Menschen. Da war dasselbe Feuer, das
jetzt unten ist, oben. Damals ist das Feuer zurückgetreten von der
Erdoberfläche; dasselbe Feuer, das wie ein Extrakt aus dem Urfeuer
herausgekommen ist, ist das unorganische Feuer, das mineralische
Feuer von heute. Ebenso ist es gegangen mit den Kräften, die durch
Luft und Wasser gehen und die durch die Leidenschaften der Menschen die Katastrophen von Atlantis herbeigeführt haben. Es war
ein Gesamt-Menschheitskarma, das diese atlantischen Katastrophen
hervorgerufen hat. Aber es ist ein Rest davon geblieben, und dieser
Rest ruft die Nachklänge dieser Katastrophen hervor. Unsere Vulkanausbrüche und unsere Erderschütterungen sind nichts anderes als die
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Nachklänge dieser Katastrophen. Nur müssen wir in Betracht ziehen,
daß niemandem auch nur beifallen dürfte, daß den gerade von einer
solchen Katastrophe Betroffenen auch nur irgendein Teil der Schuld
beizumessen sei und daß deshalb nicht in vollstem Umfange Mitleid
für die dadurch Betroffenen hervorgerufen werden sollte. Das muß
sich der Anthroposoph klarmachen, daß das Karma dieser Menschen
nichts zu tun hat mit dem, was er tun darf, und daß er etwa einem
Menschen nicht helfen dürfte, weil er – trivial gesprochen – an das
Karma glaubt, daß der Mensch dieses Schicksal selbst herbeigeführt
habe. Das ist es gerade, wozu uns das Karma auffordert: daß wir den
Menschen helfen, weil wir sicher sein können, daß unsere Hilfe dann
für den Menschen etwas bedeutet, was in sein Karma eingeschrieben
wird, und wodurch sein Karma in eine günstigere Richtung kommt.
Gerade zum Mitleid muß uns das Durchschauen der Welt führen,
das auf Karma begründet ist. So wird uns das Verständnis gegenüber den unglücklich Leidenden und von einer solchen Katastrophe
Betroffenen gerade um so mitleidiger machen, denn es besagt, daß es
ein Gesamt-Menschheitskarma ist, an dem die einzelnen Menschheitsglieder zu leiden haben, und daß ebenso, wie die ganze Menschheit
solche Ereignisse herbeiführt, auch die ganze Menschheit dafür aufzukommen hat, daß wir ein solches Schicksal als unser eigenes anzusehen haben, daß wir nicht einmal helfen, weil wir es freiwillig tun,
sondern weil wir wissen: Wir stehen im Menschheitskarma drinnen,
und was da verschuldet worden ist, das ist mit von uns verschuldet.
Es ist mir heute morgen eine Frage zugekommen, die sich auf Erdbebenkatastrophen bezieht. Diese Frage lautet:
«Wie sind Erdbebenkatastrophen okkult zu erklären? Sind sie vorherzusehen? Wenn die Katastrophen im einzelnen vorauszusehen
wären, warum wäre es dann nicht möglich, vorher in unauffälliger
Weise eine Warnung zu geben? Eine solche Warnung würde vielleicht das erstemal nicht gleich etwas nützen, gewiß aber später.»
Unsere älteren Mitglieder werden sich erinnern, was am Schlüsse des
Vortrages über «Das Innere der Erde» zuweilen gesagt worden ist,
was gesagt worden ist über die Möglichkeit auf der Erde sich ereignender Erdbeben. Aber das soll jetzt nicht berücksichtigt werden,
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung Buch: 10 7 Seite: 180
sondern es soll auf diese Frage in direkter Weise eingegangen werden. Die Frage besteht im Grunde genommen aus zwei Teilen. Der
erste Teil ist der: Ob in einer gewissen Weise aus dem okkulten Zusammenhang, der überschaut werden kann, Erdbeben vorausgesehen
werden können? Diese Frage muß dadurch beantwortet werden, daß
gesagt wird, daß die Erkenntnis solcher Dinge zu den tiefsten Erkenntnissen des okkulten Wissens überhaupt gehört. Für ein einzelnes
auf der Erde eingetretenes Ereignis, das im wesentlichen aus einem
so tiefen Grunde heraus eintritt, wie es heute geschildert worden ist,
das zusammenhängt mit weit über die Erde sich hinziehenden Ursachen, für ein solches Ereignis ist es im Grunde durchaus richtig,
daß auch für solche einzelnen Dinge eine Zeitangabe gemacht werden kann. Der Okkultist hätte durchaus die Möglichkeit, eine solche
Zeitangabe zu machen. Nun aber ist die andere Frage diese: Ob solche
Angaben gemacht werden können, gemacht werden dürfen? Da wird
es in der Tat für den, der den okkulten Geheimnissen äußerlich
gegenübersteht, fast selbstverständlich klingen, daß das in einer gewissen Beziehung mit Ja beantwortet werden könnte. Und dennoch, die
Sache liegt so, daß in bezug auf solche Ereignisse eigentlich im
Grunde genommen nur zwei- bis dreimal In jedem Jahrhundert – im
Höchstfalle zwei- bis dreimal – aus den Einweihungsstätten heraus
etwas vorhergesagt werden kann. Denn Sie müssen bedenken, daß
diese Dinge eben mit dem Menschheitskarma zusammenhängen und
daß diese Dinge, wenn sie zum Beispiel auch im einzelnen vermieden
würden, dann an einer anderen Stelle in einer anderen Erscheinung
hervortreten müßten. Durch das Vorhersagen würde sich an der Tatsache nichts ändern. Und bedenken Sie, in welch furchtbarer Weise in
das Karma der ganzen Erde eingegriffen würde, wenn menschliche
Maßnahmen getroffen würden gegenüber solchen Ereignissen! In
einer furchtbaren Weise würde die Reaktion eintreten, und zwar
würde sie so stark eintreten, daß nur in seltenen Ausnahmefällen
einer, der ein tiefer Eingeweihter wäre, für sich selbst oder für die,
die ihm am nächsten stehen, wenn er eine Erdbebenkatastrophe voraussehen würde, von seinem Wissen einen Gebrauch machen könnte.
Wissend würde er untergehen müssen, ganz selbstverständlich. Denn
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diese Dinge, die durch die Jahrtausende und Jahrmillionen im Menschheitskarma liegen, lassen sich nicht durch Maßnahmen, die innerhalb
einer kurzen Menschheitsperiode fallen, paralysieren. Aber es kommt
noch etwas anderes hinzu.
Es ist gesagt worden, daß zu den schwierigsten okkulten Untersuchungen gerade dieses Kapitel gehört. Als ich den Vortrag gehalten
habe über das «Erdinnere», habe ich schon gesagt, daß es ungeheuer
schwierig ist, über das Erdinnere etwas zu wissen, daß es viel leichter
ist, über den astralischen Raum, über den devachanischen Raum,
selbst über die fernsten Planeten etwas zu wissen als über das Erdinnere. Die meisten Dinge, die über das Erdeninnere zu hören sind,
sind eben der reinste Humbug, weil das gerade zu den schwierigsten
Dingen des Okkultismus gehört. In dieses Gebiet hinein gehören
auch die Dinge, die mit diesen Elementarkatastrophen zusammenhängen. Und vor allen Dingen müssen Sie sich vor Augen halten, daß
Hellsehen nicht etwas ist, wo sich irgendeiner hinsetzt und in einen
besonderen Zustand kommt und dann sagen kann, was in der ganzen
Welt bis in die höchsten Welten hinauf vorgeht. So liegen die Sachen
nicht. Wer das glauben würde, der würde ebensosehr gescheit denken wie derjenige, der da sagen würde: Du hast doch die Fähigkeit,
in der physischen Welt wahrzunehmen; es ist dir aber doch gar nicht
aufgefallen, und du hast das gar nicht gesehen, als die Uhr zwölf war
und du hier in dem Zimmer saßest, was um zwölf Uhr draußen an
der Spree sich zugetragen hat? – Es gibt doch Hindernisse des Sehens.
Wenn der Betreffende um zwölf Uhr draußen gerade spazieren gegangen wäre, dann hätte er vielleicht wohl das betreffende Ereignis
wahrgenommen. Es ist nicht so, daß bloß durch den Entschluß, sich
in den nötigen Zustand zu versetzen, nun auch alle Welten gleich
offenliegen. Auch da muß der Betreffende erst zu den Dingen hingehen und die Dinge untersuchen, und diese Untersuchungen, um die
es sich da handelt, gehören zu den schwierigsten Dingen, weil da die
größten Hindernisse entgegenstehen. Und hier darf vielleicht gerade
über diese Hindernisse gesprochen werden.
Sie können einem Menschen, der die Fähigkeit hat, physisch zu
gehen mit seinen beiden Beinen, diese Fähigkeit nicht bloß dadurch
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung Buch: 107 Seite: 182
nehmen, daß Sie ihm die Beine abschneiden, sondern auch dadurch,
daß Sie ihn einsperren; dann kann er nicht herumgehen. Ebenso gibt
es auch Hindernisse für okkulte Untersuchungen, und auf dem Gebiete, wovon wir sprechen, gibt es in der Tat gewaltige Hindernisse. Und eines der Haupthindernisse möchte ich Ihnen jetzt anführen. Ich will Sie hinführen auf einen geheimnisvollen Zusammenhang. Das größte Hindernis, das für die okkulten Forschungen auf
diesem Gebiete besteht, das ist die gegenwärtige Art und Weise, wie
heute materialistisch äußere Wissenschaft getrieben wird. Alles was
an Unsummen von Illusionen, von Irrtümern heute in der materialistischen Wissenschaft aufgehäuft wird, all die unwürdigen Untersuchungen, die gemacht werden und die nicht nur zu nichts führen,
sondern eigentlich nur aus der Eitelkeit der Menschen hervorgehen,
das sind Dinge, die in ihren Wirkungen in den höheren Welten die
Untersuchungen in diesen höheren Welten über solche Erscheinungen, den freien Ausblick geradezu unmöglich machen oder wenigstens sehr schwierig. Der freie Ausblick wird gerade dadurch getrübt,
daß hier auf der Erde die materialistische Forschung vorgeht. Diese
Dinge kann man gar nicht einmal so ohne weiteres überschauen. Ich
möchte sagen: Lassen Sie erst einmal die Zeit kommen, in der die
Geisteswissenschaft sich mehr ausbreiten wird und in der durch die
Geisteswissenschaft und ihren Einfluß hinweggefegt wird der materialistische Aberglaube unserer Welt! Gerade das sinnlose Kombinieren und Hypothesen-Aufstellen, wobei man alles mögliche dann in
das Innere der Erde hineinphantasiert – lassen Sie das alles hinweggefegt sein und Sie werden sehen: Wenn die Geisteswissenschaft sich
erst einmal einfügen wird selber als ein Schicksal in das Menschheitskarma, wenn sie die Mittel und Wege finden wird, die Seelen zu ergreifen, und auf diesem Wege die gegnerischen Kräfte, den materialistischen Aberglauben wird besiegen können, wenn das, was mit dem
ärgsten Feinde der Menschheit zusammenhängt, der den menschlichen
Blick in die Sinneswelt hinein fesselt, weiter erforscht werden kann,
dann werden Sie sehen, daß dann auch die Möglichkeit geboten werden wird, auch äußerlich auf das Menschheitskarma zu wirken, indem das Furchtbare solcher Ereignisse abgemildert wird. Suchen Sie
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung Buch: 107 Seite: 183
in dem materialistischen Aberglauben der Menschen die Gründe,
warum die Eingeweihten schweigen müssen über diejenigen Ereignisse, die mit dem großen Menschheitskarma zusammenhängen. Wir
sehen einen wissenschaftlichen Betrieb, der vielfach nicht von dem
faustischen Streben nach der Wahrheit beherrscht wird, sondern im
umfänglichsten Maße mit Eitelkeit und Ehrsucht zusammenhängt.
Wie vieles wird an wissenschaftlichen Forschungen dadurch in die
Welt gesetzt, weil der einzelne nur etwas sucht für seine eigene Person. Wenn Sie das alles summieren, dann werden Sie sehen, wie stark
die Kraft ist, die sich ausbreitet gegen den Ausblick in diejenige
Welt, die sich hinter den äußeren sinnlichen Erscheinungen verbirgt.
Wenn die Menschheit erst diesen Nebel wegschafft, dann wird die
Zeit gekommen sein, in welcher in bezug auf gewisse geheimnisvolle
Naturerscheinungen, die von den Feinden der Menschheit ausgehen
und tief eingreifen in das menschliche Leben, der Menschheit in
einem gewissen Grade umfänglich wird geholfen werden können.
Bis dahin ist diese Möglichkeit nicht vorhanden.
Das sind allerdings, wie ich sehr wohl weiß, Richtungen, die diesen
Fragen gegeben werden, die nicht gerade immer in der Richtung des
Fragestellenden liegen. Aber die Geheimlehre hat da nun einmal das
Schicksal, daß sie in manchem erst die Frage auf die richtige Bahn
bringen muß, damit die Frage erst richtig gestellt werde, ehe sie richtig beantwortet werden kann. Aber nehmen Sie das auch wiederum
nicht so, wie wenn der geheimnisvolle Zusammenhang zwischen den
Erdkatastrophen und dem Menschheitskarma nicht in die Geheimnisse
hineinfiele, die erforschbar sind. Er fällt hinein und er ist erforschbar.
Aber es sind eben Gründe da, daß heute von diesen tiefsten Geheimnissen nur das Allerallgemeinste in die Welt dringen kann. Lassen Sie
erst durch die Geisteswissenschaft eine Erkenntnis in die Menschheit
kommen davon, daß es möglich ist, daß ihre eigenen Taten zusammenhängen mit den Naturereignissen, dann wird auch die Zeit kommen,
in welcher der Menschheit gerade aus dieser Erkenntnis heraus das
Verständnis erwächst, daß diese Dinge in einer Frage beantwortet
werden können, wie es verlangt wird. Diese Zeit wird kommen. Denn
die Geheimwissenschaft kann mancherlei Schicksale durchmachen. Es
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung Buch: 107 Seite: 184
kann sogar so sein, daß ihr Einfluß lahmgelegt wird, daß ihr Einfluß
nur auf einen engsten Kreis beschränkt bleibt. Aber sie wird ihren
Weg machen durch die Menschheit, sie wird sich einleben in das
Menschheitskarma, und dann wird auch die Möglichkeit geschaffen
sein, daß durch die Menschheit selbst auf das Menschheitskarma
eingewirkt werden kann.

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http://anthroposophie.byu.edu/vortraege/107.pdf een beter gepubliceerde

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