The truth is, but the truth is relative. It seems that we can never comprehend the truth. We can approach the truth. As a small individual, no matter how intelligent, we are never able to embrace all impulses and all the effects of those impulses in the outer world and in the higher worlds and their mutual relationship, seen in the all.
We cannot oversee it.
Consider a simple example like the following:
a look at a part of the history of the Middle East.
De waarheid is, maar de waarheid is betrekkelijk. Het lijkt er op dat wij de waarheid nooit kunnen bevatten. We kunnen de waarheid benaderen. Nooit zijn wij als klein individu, hoe intelligent ook, in staat alle impulsen te omvatten en alle uitwerkingen van die impulsen in de in de uiterlijke wereld en de in de hogere werelden en hun onderlinge relatie, gezien in het al.
Wij kunnen het al niet overzien.
Zie eens een eenvoudig voorbeeld als het onderstaande:
een blik op een deel van de geschiedenis van het Midden Oosten.
Das Ende des Erhabenen Staates (1/2)
Teil 1: Vielvölkerstaat versus Osmanisches Reich
Sechs Jahrhunderte lang war das Osmanische Reich eine Großmacht, die sich über drei Kontinente und die sieben Weltmeere erstreckte. Ein riesiges Reich, Ort heiliger Stätten und Heimat der drei monotheistischen Weltreligionen; doch in weniger als einem Jahrhundert wurde das Reich zu Fall gebracht.
Das Ende des Erhabenen Staates (2/2)
Der berstende Nahe Osten
Teil 2/2: Das Osmanische Reich war schon geschwächt, als es 1914 an der Seite von Deutschland und Österreich-Ungarn in den Krieg eintrat. An allen Ecken und Enden des Reiches, das sich mittlerweile auf Kleinasien und die letzten Provinzen in Syrien, Palästina, Mesopotamien und Hedschas beschränkte, wurde gekämpft …
Das Osmanische Reich war schon geschwächt, als es 1914 an der Seite von Deutschland und Österreich-Ungarn in den Krieg eintrat. An allen Ecken und Enden des Reiches, das sich mittlerweile auf Kleinasien – Anatolien – und die letzten Provinzen in Syrien, Palästina, Mesopotamien und Hedschas beschränkte, wurde gekämpft. Zu Zeiten dieser Beschränkung auf den „harten anatolischen und muslimischen Kern“ des Osmanischen Reiches, wie der Politologe Hamit Bozarslan es bezeichnet, wird mit der Vernichtung der Armenier, der in Anatolien lebenden Christen, der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts verübt.
Vor diesem Hintergrund muss man auch die Versuche des Reiches – nun in den Händen der Jungtürken – sehen, seinen Einfluss auf die verbliebenen arabischen Provinzen zu wahren, die als letzte Bastion angesehen wurden. Aber auch die arabischen Völker waren es leid, zentral von Istanbul aus regiert zu werden, und verfolgten nationale Bestrebungen. Durch die 1916 von Hussein, Scherif von Mekka, angestoßene Revolte wurde die Spaltung besiegelt. Und die Feinde des Reiches wussten die Gunst der Stunde zu nutzen. Briten und Franzosen spielten die Ambitionen der Araber gegenüber den Osmanen aus, nur um anschließend die Versprechen an die arabischen Herrscher schnell wieder zu vergessen und ihren eigenen Vorteil daraus zu ziehen.
Was vom Osmanischen Reich noch übrig geblieben war, wurde in künstlich geformte Nationalstaaten mit umstrittenen Grenzen gegossen. Die Entstehung von Ländern wie Libanon, Syrien, Palästina, Transjordanien oder Irak ist vor allem auf das Expansionsstreben der Briten und Franzosen zurückzuführen.
Als die Siegermächte 1921 versuchten, das untergehende Osmanische Reich in enge Grenzen zu verweisen, ergriff der türkische Offizier Mustafa Kemal die Führung der starken türkischen Nationalbewegung. Er bekämpfte die Alliierten ebenso wie die letzten treuen Anhänger des Reiches, schaffte das Sultanat ab und rief 1923 die Republik Türkei aus. Um die Gebiete, in denen vormals unterschiedliche Bevölkerungen lebten, zu „homogenisieren“, wies die Türkei mehr als eine Million Christen nach Griechenland aus, von wo aus wiederum die dort noch verbliebene muslimische Bevölkerung deportiert wurde. Dieser Bevölkerungstausch besiegelte endgültig den Sieg der Nationalstaaten über das Osmanische Reich.
Den 2. Teil seiner Dokumentation widmete ARTE der Lage im Osmanischen Reich mit seinem Eintritt in den 1. Weltkrieg 1914 und den Entwicklungen im Orient bis hin zur Ausrufung der Türkischen Republik durch Kemal Atatürk im Jahre 1923.
Wer immer sich noch über das jahrzehntelange Chaos im Nahen Osten wundert, sollte einmal die Geschichte befragen, allen voran die britische (und französische) Kolonialgeschichte, deren grosse Verantwortung an dieser Lage heutzutage nur selten angesprochen wird. Interessant ist zum besseren Verständnis des aktuellen Kontexts auch die im Film gezeigte innertürkische Entwicklung.
Mehr als 100 Jahre zog sich der Niedergang des Osmanischen Reiches aus Europa hin, der Weltkrieg tat ein Übriges und führte zur Auflösung dieses Grossreiches innerhalb nur weniger Jahre. Aus seinen letzten Provinzen im Orient geht der Nahe Osten der Neuzeit hervor, mit all den Grenzen, Staaten und Konflikten, die die Schlagzeilen der Politik bis heute begleiten.
Bei seinem Eintritt in den Weltkrieg an der Seite von Deutschland, Österreich-Ungarn und Bulgarien war das Osmanische Reich schon geschwächt. Es bestand noch aus der heutigen Türkei sowie Arabien, Mesopotamien, Syrien und Palästina. Nur widerwillig war es in den Krieg eingetreten, es befürchtete Angriffe insbesondere von Russland auf sein Territorium. Schutzgarantien der Alliierten inkl. Russland waren wiederum nicht zu haben gewesen. Also hatte es keine Wahl, als sich auf die Seite der Mittelmächte zu stellen.
Im Zuge des Kriegsausbruchs kommt es 1915 zur Schlacht von Gallipoli, als französische und britische Truppen versuchen, in den Dardanellen zu landen. Auf der Halbinsel Gallipoli kann der junge türkische General Mustafa Kemal unter deutschem Kommando die Alliierten zurückdrängen – ein sehr teurer Sieg – um den Preis von einer halben Million Toten.
Armenischer Völkermord 1915
An der Spitze der osmanischen Regierung steht 1915 ein autoritäres-nationalistisches Triumvirat aus Jungtürken, hervorgegangen aus der Revolution hervorgegangen. In allen verbliebenen osmanischen Provinzen kommt es zur Mobilmachung. Im Westen halten die osmanischen Truppen stand, doch im Osten erweist sich der Krieg gegen Russland als Debakel im Zeichen von Schnee und Eis, Krankheit und Hunger. Als Sündenbock werden dafür die Armenier festgemacht. Wegen angeblicher Kollaboration mit den Russen werden umfangreiche, kollektive Strafmassnahmen gegen sie verhängt, die zum ersten Völkermord der Geschichte und zur Auslöschung der armenischen Bevölkerung in Ostanatolien führen sollten: In Istanbul werden 200 armenische Intellektuelle festgenommen und ermordet, der Beginn des Genozids. Von Anatolien aus werden die Armenier in die syrische Wüste deportiert und umgebracht. Der deutsche Generalstab schaut tatenlos zu. Mehr als eine Million Menschen kommen dabei um. Bis in die aktuelle Politik ein brisantes Thema zwischen der Türkei und Deutschland. Die Türkei bestreitet bis heute einen Völkermord. Das Osmanische Reich schottet sich also ab, christliche Bevölkerungsgruppen wie z.B. Armenier haben dort keinen Platz mehr. Der harte Kern des Reiches ist türkisch, die Peripherie muslimisch.
Inzwischen sind alle Grenzen des Reiches sind bedroht: Durch Russland in Richtung Persien, Frankreich beherrscht Nordafrika, Grossbritannien leitet aus dem besetzten Ägypten die Operationen.
Unruhe unter den Arabern
In den arabischen Provinzen hingegen gärt es, weil das Reich von den Jungtürken zunehmend zentralistisch und autoritär regiert wird. Von Damaskus aus regiert der osmanische Marineminister das ganze osmanische „Syrien“ bestehend aus dem heutigen Syrien, Israel, Palästina und der Libanon sowie Jordanien. Er will Ägypten von den Briten zurückerobern und so die arabische Peripherie erweitern, die das türkische Herz des Reiches schützt. Sein Angriff auf den Suezkanal schlägt jedoch fehl. Darüber hinaus unterhält der Minister ein ausgedehntes Netz von Spionen, die die Absichten der arabische Intellektuellen und Politiker mit allen Mitteln zu diskreditieren versuchen. Diese wollten ihre Vorkriegsgarantien und die Verwendung der arabischen Sprache in Bildung und Justiz wieder bekommen und die türkische Sprache loswerden. Was war die Antwort des Reiches? Terror!
Im Frühjahr 1916 werden in Beirut und Jerusalem stattdessen arabische Intellektuelle festgenommen und hingerichtet. In den vergangenen vier Jahren hatten die Menschen in den arabischen Provinzen stark unter dem osmanischen Joch gelitten, die Wut auf den Staat wuchs. Sie suchten die Unabhängigkeit.
Die Araber zwischen Briten und Osmanischem Reich
Die Osmanen ihrerseits setzen auf den Haschemiten-Spross Hussein Ibn Ali, den Hüter der heiligen Stätten von Mekka und Medina, auf dass er mit seiner moralischen Autorität ihren „heiligen Krieg“ unterstützt. Doch jener sucht vielmehr die Unabhängigkeit aller osmanischen Araber unter seiner Führung. Die Briten wiederum bieten ihm alles, was er sich wünscht – wenn er nur eine Revolte gegen die Osmanen anzettelt! Also ruft Hussein die Araber auf, sich gegen das Reich zu erheben. Feisal, der Sohn von Hussein, leitet die Revolte. Ihm zur Seite steht ein junger, britischer Archäologe und Arabienkenner, der auch als Geheimagent arbeitet: Thomas Edward Lawrence, später berühmt geworden als „Lawrence von Arabien“. Feisal und Lawrence führen nun einen Guerillakrieg gegen die osmanische Armee, zerstören die Gleise der Hedschas-Bahn, erobern Aqaba. Die Briten können bis Palästina vorrücken. Im Dezember 1917 zieht der britische General Allenby („Allenby-Brücke“ über den Jordan) siegreich in Jerusalem ein.
Im September 1918 fällt Damaskus. Feisal setzt sofort eine provisorische Regierung ein. Nach nur vier Jahren ist der Bruch zwischen den Arabern und dem Reich vollzogen. An allen Fronten kapitulieren die osmanische Armee und ihre deutschen Verbündeten.
Ende des 1. Weltkrieges und Konsequenzen
Bei Ende des 1. Weltkrieges müssen die Türken einen Waffenstillstand hinnehmen, das Triumvirat der drei Paschas flieht in einem deutschen U-Boot. Zurückgelassen bleibt ein Land in Trümmern. Was die Kriegsverbrechen der Jungtürken betrifft, so wusste die osmanische Regierung, dass sie es der Welt schuldete, diese mit harten Strafen zu ahnden. Im Westen ist kaum bekannt, dass die osmanische Regierung gleich nach dem Waffenstillstand ein Tribunal über die Kriegsverbrechen einrichtete und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zog! Hunderte von hohen Beamten aus den Provinzen wurden verhaftet bzw. ihnen in Abwesenheit der Prozess gemacht. Dutzende wurden zum Tode verurteilt. Die Hauptverantwortlichen hingegen hatten schon das Weite gesucht.
Aufteilung des Nahen Osten durch den Vertrag zwischen Frankreich und Grossbritannien
Auf der Friedenskonferenz vom 18.1.1919 in Paris reisen Feisal und Lawrence an, um die Briten an ihre Zusicherung zu erinnern, nämlich ein grosses arabisches Königreich in Damaskus zu schaffen. Doch diese tricksen die beiden aus: Während des Krieges hatten die Briten heimlich mit den Franzosen verhandelt, ihren Verbündeten gegen die Osmanen: Der britische Agent Mark Sykes und der französische Diplomat Picot entwarfen einen Plan, wie die osmanischen Provinzen unter ihnen aufgeteilt werden sollten: der Süden Mesopotamiens sollte an Grossbritannien gehen (wegen mehrerer Ölkonzessionen). Im Norden hatte Frankreich vor, seinen Einfluss in Syrien auszuweiten (seit dem 19. Jhdt. Schützte es dort christliche Maroniten im Libanon). Feisals Königreich wird in diesem Teilungsplan nicht berücksichtigt. Feisal versuchte noch zu verhandeln, doch es half alles nichts. Frankreich wurde Mandatsmacht im Norden. Die Briten liessen Feisal im Stich und lieferten so den arabischen Nationalisten den Beweis, dass Briten den Arabern niemals das Selbstbestimmungsrecht gewähren würden. Dieses Problem sollte das gesamte 20. Jahrhundert begleiten. In der Zeit zwischen den Weltkriegen standen die arabischen Grenzen infrage, ob im Irak, im Libanon oder in Palästina oder Jordanien, im Zeichen des Kampfes gegen die europäischen Kolonialmächte. Diese Haltung sollte die arabische Politik für immer prägen.
Ein neuer Staat Grosslibanon
Am 1.9.1920 gewährt Frankreich den Maroniten die Unabhängigkeit vom osmanischen Reich und schafft den neuen Staat Grosslibanon. Dort gibt es aber ebenso viele Muslime wie Christen. Die Muslime waren nicht begeistert von der neuen Lage. Das Problem dort war und ist, dass die Konfessionen eine grosse Rolle im Staat spielen. Die Franzosen gaben dem Grosslibanon auch eine Verfassung, die das Land unter den Konfessionen strikt aufteilt. Diese Aufteilung hat das Land bis heute geschwächt.
In weiteren Verträgen nach dem Ende des 1. Weltkrieges wie San Remo und Sèvres werden die anderen Reste des Osmanischen Reiches aufgeteilt. Istanbul wird von französischen, britischen und italienischen Streitkräften besetzt, es folgen erneute Gebietsverluste.
Der Film erinnert an die vergleichsweise unbelastete Vergangenheit des Nahen Ostens, der damals noch nicht durch Grenzen zerschnitten war. Die Menschen konnten sich frei bewegen. Südlibanon und Galiläa waren ein Land ebenso wie Syrien und Palästina. Als die Briten das Land aufteilten, hatte das alles ein Ende.
Das Schicksal von Palästina
Die Briten besassen also das Mandat für die Verwaltung dieser ehemaligen osmanischen Provinz. Dieses Mandat sah ebenfalls die Errichtung einer Heimstätte für das Jüdische Volk vor, die die Briten der zionistischen Bewegung versprochen hatten. Diese suchte eine Zuflucht für die aus Europa vertriebenen Juden. Im November 2017 hatte der britische Aussenminister Balfour seine berühmte Erklärung abgegeben, wonach „die britische Regierung mit Wohlwollen die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina betrachtet“, wo es seit der Antike grosse jüdische Gemeinschaften in Jerusalem, Hebron und Safed gab. Die osmanischen Sultane hatten eine Übereinkunft mit den Zionisten abgelehnt. Die britische Verwaltung unterstützt nun die Zuwanderung von europäischen Juden, die vor antisemitischen Pogromen in Russland, der Ukraine sowie Polen fliehen. Es entsteht eine völlig neue, europäisch geprägte Bevölkerung neben den lokalen Muslimen, die in traditioneller Lebensweise leben. Ein weiteres komplexes und brisantes Thema, das eine separate Behandlung wert wäre.
Grossbritannien spaltet die Religionsgemeinschaften auf und teilt Palästina
Der Film erinnert an dieser Stelle auch daran, dass im Osmanischen Reich keine antagonistischen Unterschiede zwischen Juden und Arabern (und Christen) existierten. In manchen Dörfern hatten die Juden die Mehrheit, in anderen die Muslime. Das war kein Problem, sie lebten nebeneinander. Erst die Briten haben das Zuordnen (und damit die Spaltung der Gesellschaft) der verschiedenen Religionsgemeinschaften und das Trennen eingeführt, was heute wenig bekannt ist. Es waren wiederum die Briten, die die Jerusalemer Altstadt in vier Bezirke aufteilten und die vor allem die Religionszugehörigkeit in den Pass eintragen liessen. Juden und Muslime wurden so getrennt. Nur knapp 10 % der Bevölkerung waren Juden, doch schon 1920 schürt die erst geplante Heimstätte Ressentiments und Unruhen sowie die Forderung nach Unabhängigkeit.
1920 ist auch das Jahr, in dem das Zusammenwirken von Religion und Nationalismus begann. Die Religion schweisst eine Bevölkerung gegen die andere zusammen. Eine Chance wurde vertan, kritisiert der Film, die Möglichkeit einer arabisch-jüdischen Identität, die sehr wohl bestand, wurde nicht genutzt. Letztlich leidet der gesamte Nahe Osten an einem Staatensystem, das auf den 1. Weltkrieg zurückzuführen ist und das das ganze 20. Jahrhundert hindurch für Konflikte gesorgt hat. Kein einziger Friedensvertrag der osmanischen Front hat Frieden gebracht.
Da die Briten die arabischen und zionistischen Bestrebungen nicht in Einklang bringen können, beschliessen sie die Teilung Palästinas: Das Westufer des Jordans sollte jüdisch und das Ostufer, ¾ des Landes, zu Transjordanien werden, dem heutigen Jordanien. Jordanien wird Feisals Bruder, dem Haschemiten-König Abdallah unterstellt. Daran krankt der Nahe Osten bis heute. Bedauerlicherweise bleibt im Film die Vorgeschichte des heutigen Syrien in dieser Dokumentation aussen vor.
Mesopotamien und Entstehung des Irak
Diese Region, der heutige Irak, bestehend aus den drei unterschiedlichen Provinzen Bagdad, Mossul und Basra, ist für die Briten strategisch wichtig und wird die neue Front. Im Juni 1920 bricht dort, aus unterschiedlichen Gründen, ein grosser Aufstand aus. Alle Beteiligten richteten sich gegen die Briten. Seit dem 19. Jahrhundert sind die Briten an den dortigen Ölquellen und der Lage des Landes auf dem Weg ins britische Indien interessiert.
Nach dem blutigen Aufstand von 1920 geht es den Briten nur noch um Rückzug und die Wahrung ihrer eigenen Interessen. Auf der Konferenz von Kairo 1921 spielt der Kolonialminister Churchill seine erste Rolle. Nur eine Frau unter lauter Männern ist auf der Konferenz vertreten, die Britin Gertrude Bell, die die Geschichte des Irak schreiben wird. In der britischen Politik gab es damals zwei Richtungen, die sog. Kairo School, wonach die Bestrebungen der lokalen Bevölkerung mit den Interessen der Briten in Einklang gebracht werden sollte. Zu ihnen zählte Gertrude Bell, die allerdings nur auf die arabischen und britischen Interessen schaute, nicht die der Irakis. Die andere war die India School, wonach jedes von britischen Streitkräften eroberte Land kolonisiert werden sollte.
Bell war anerkannte britische Archäologin, Orientalistin und Geheimagentin mit Orts- und Sprachkenntnissen, die nur mit denen von Lawrence verglichen werden konnte. Nach dem Krieg bekommt sie den Auftrag, einen Plan für die Unabhängigkeit Mesopotamiens zu entwickeln. Es sollte ein unabhängiges, aber loyales Königreich entstehen mit dem Feisal der arabischen Halbinsel an der Spitze. Sie wollte also eine königliche Familie importieren wie in Europa üblich, jedoch niemanden aus dem Irak, der das in Schiiten, Sunniten und Kurden gespaltene Land hätte einen können. So wurde es mit Gewalt zusammengeschweisst. Bell stützte sich dabei auf eine kleine Gruppe sunnitischer und panarabischer Militärs, um einen künstlichen Staat zu schaffen. Sie dachte, das sind fortschrittliche Leute, denen wird es gelingen, einen modernen Staat zu schaffen. Das konnte nur scheitern.
Im August 1921 wird der Sunnit Feisal König eines überwiegend schiitischen Landes. 2003 dann stürzt die US-Invasion den Diktator Saddam Hussein, was die Herrschaft der sunnitischen Clans über die schiitische Mehrheit beendete. Dies war der Beginn religiöser Gewalt sondergleichen. Das religiöse Chaos brachte schliesslich einen Mutanten hervor, den sogenannten Islamischen Staat, aus marginalisierten Sunniten des früheren Regimes. 2014 rief dieser sog. IS in Syrien ein neues Kalifat Syrien-Irak aus. Die Sykes-Picot-Grenzen sollten damit eingerissen und das das alte, auf osmanischen Strukturen aufgebaute Syrien zerstört werden. Der sog. IS wurde in heftigen Kämpfen jüngst beträchtlich zurückgedrängt.
Der Film hebt hervor, dass es im gesamten 20. Jahrhundert in der arabischen Welt immer auch transnationale Tendenzen gab, die die kolonialen Grenzen aufgelöst und die Araber vereint sehen wollten zugunsten einer grösseren arabischen Nation. Ob geliebt oder gehasst – diese alten Kolonialgrenzen blieben indes bestehen.
Was nun den Irak mehr als alles andere unter Druck setzte, war bzw. ist die Forderung der Kurden nach einem eigenen Staat.
Das Schicksal der Kurden
Das kurdische Volk lebt seit je her verteilt über den Irak, Syrien und die Türkei und wurde bei der Aufteilung des Osmanischen Reiches vergessen. Das Kurdische ist eine alte Sprache, weder Arabisch noch Türkisch. Bis zum 19. Jahrhundert, der Geburt des Nationalismus, besassen die Kurden kein Nationalbewusstsein. Sie sahen sich als Untertanen des Osmanischen Reiches, in dem sich die Menschen nur über Religion identifizierten. Dort hatten die Kurden einen halbautonomen Status, waren aber steuer- und wehrpflichtig. Ihr Nationalbewusstsein entstand erst mit dem Untergang des Osmanischen Reiches und der Türkisierung. Damals wurde ihnen ihrer Andersartigkeit bewusst. In der Unterdrückung hatten sie ihre Eigenständigkeit entwickelt.
Es ist gut zu wissen, dass immerhin nach der Niederlage der Osmanen 1920 die Schaffung eines autonomen Kurdengebietes in Ostanatolien im Friedensvertrag von Sèvres vorgesehen war. Es sollte an ein Grossarmenien angrenzen! Doch der Vertrag von Sèvres wurde nie umgesetzt.
Abschaffung des Sultanats durch Mustafa Kemal und Ausrufung der Republik
Was passierte derweil in der Türkei? In Anatolien wuchs der Widerstand gegen die geschwächte osmanische Herrschaft, weil sie den Vertrag von Sèvres akzeptiert hatte. Schon bald erwächst daraus eine nationale Befreiungsbewegung, eine türkische Armee, die für die Wiederherstellung der Souveränität kämpft. An ihrer Spitze der Held von Gallipoli, Mustafa Kemal. In Ankara hat eine Gegenregierung aufgestellt, die Autorität des Sultans erkennt er nicht mehr an. Er marschiert in das griechisch besetzte Smyrna, die Bevölkerung wird massakriert. Die letzten sultantreuen Truppen ergeben sich. Sultan Mehmet VI. wird zum Rücktritt gezwungen.
Am 29. Oktober 1923 schafft Mustafa Kemal, später genannt Atatürk, „Vater aller Türken“, das Sultanat ab und ruft die Republik Türkei aus.
Der Vertrag von Lausanne ersetzt jetzt den von Sèvres und erkennt die bestehenden Grenzen an. Die ethnische Staatsdefinition Türkei hatte sich durchgesetzt. Zur Erinnerung: Um 1900 hatte es noch keinen türkischen Nationalismus gegeben. 23 Jahre später ist das anders. Der türkische Nationalismus steckt sozusagen noch in den Kinderschuhen. Kann uns das heute trösten?
Die neue Republik definiert sich bestehend aus Türken, Anatoliern und Muslimen. Kemal wollte einen modernen, weltlichen Staat schaffen, der die Vergangenheit hinter sich lässt. Doch diese setzt sich fort. Die religiöse Identität bestimmt weiterhin die nationale Identität. Doch was tun mit Minderheiten?
Griechenland und die Türkei wählen die radikale Lösung: Ab 1924 wird eine halbe Million Muslime aus Griechenland vertrieben und fast eine Million Griechisch-orthodoxe aus der Türkei. Ganze Dörfer werden aufgegeben. Jahrhunderte gemeinsamer Geschichte sind dahin. Das Osmanische Reich ist endgültig vorbei.
Und die Bilanz? Im historischen Kontext des 19./20. Jahrhunderts war der Niedergang des Osmanischen Reiches unausweichlich. Doch er hätte nicht unbedingt in dieser Form stattfinden müssen.
Das Ende des Erhabenen Staates – Teil 2 – Ein Film von Mathilde Damoisel – ARTE vom 17.10.2016
Die historischen Ereignisse – und die deutsche Mitschuld: Vor mehr als hundert Jahren verhafteten die türkischen Behörden in Istanbul die gesamte Führungsschicht des armenischen Volkes. Dazu gehörten Priester, Politiker oder Kulturschaffende. Die osmanische Führung verdächtigte die christliche Minderheit, mit dem Kriegsgegner Russland zu kollaborieren. Es war der Auftakt zu einer systematischen Vertreibung und Vernichtung von Armeniern durch das Osmanische Reich. Nach unterschiedlichen Schätzungen kamen in den Jahren 1915 und 1916 zwischen 800.000 und 1,5 Millionen Menschen ums Leben.
Historiker, etwa der Journalist Jürgen Gottschlich, werfen Deutschland Beihilfe zu diesem Völkermord vor. Das Deutsche Kaiserreich war im Ersten Weltkrieg enger Verbündeter des Osmanisches Reichs. Deutsche Militärs und Diplomaten hätten von den Massakern gewusst und sie sogar gutgeheißen, gehe aus Dokumenten hervor.
Armenien liegt im Südkaukasus und ist heute eine Ex-Sowjetrepublik. Für das kleine Land wäre die Anerkennung der Massaker als Völkermord eine äußerst wichtige Geste. Der Drei-Millionen-Einwohner-Staat sieht sich von Feinden umzingelt: Im Westen teilt das Land mehr als 300 Kilometer Grenze mit der Türkei, die wegen des Genozid-Streits dicht ist. Im Osten grenzt der Erzfeind Aserbaidschan an. https://www.spiegel.de/politik/deutschland/voelkermord-an-den-armeniern-der-konflikt-erklaert-in-fuenf-minuten-a-1094907.html
100 JAHRE SYKES-PICOT-ABKOMMEN:Wurzel des Nahostkonflikts
- VON RAINER HERMANN
- -AKTUALISIERT AM 15.05.2016-22:01
Mit ein paar Federstrichen zerstörten Briten und Franzosen vor hundert Jahren die Konfliktsicherungsmechanismen der Osmanen im Nahen Osten. Und legten damit den Grundstein für viele der Konflikte, die noch heute die Region und die Welt beschäftigen.
Dem britischen Premierminister Herbert Henry Asquith gefiel die Linie, die der junge Mark Sykes am Morgen des 16. Dezember 1915 eben auf der Landkarte des Nahen Ostens gezogen hatte. Schließlich brauche Großbritannien einen Deal mit Frankreich, und der könne so aussehen. Arthur James Balfour, der Marineminister, hatte gefragt, was Sykes den Franzosen denn genau geben wolle. Da zog dieser seinen Zeigefinger über die Karte, die vor ihnen auf dem Tisch lag, und sagte: „Ich meine, wir sollten die Linie von dem ,e‘ in Acre bis zum letzten ,k‘ in Kirkuk ziehen.“ Also von der Mittelmeerküste bis zur östlichen Grenze Mesopotamiens.
Asquith hatte an jenem Morgen drei Kabinettsmitglieder und den jungen Sykes, der seit 1911 konservativer Abgeordneter im Unterhaus war und in kurzer Zeit zum einflussreichsten Nahost-Berater der Regierung Seiner Majestät aufstieg, in die Downing Street 10 gerufen. Sykes war das jüngste Mitglied der Arbeitsgruppe, die Asquith am 8. April 1915 eingesetzt hatte, um Szenarien für die Zeit nach dem Untergang des Osmanischen Reichs aufzustellen und zu bestimmen, welche Provinzen sich Großbritannien einverleiben solle. In der nach ihrem Vorsitzenden Sir Maurice de Bunsen benannten Arbeitsgruppe war Sykes das aktivste Mitglied.
„Die Araber dort werden unter unsere Kontrolle kommen“
An jenem Dezembermorgen sollte Sykes dem Premier, Marineminister Balfour, Kriegsminister Lord Kitchener und Munitionsminister David Lloyd George vortragen, wie er sich nach dem Zerfall des Osmanischen Reichs eine Einigung mit Frankreich vorstellen könne. Die „blaue Zone“ nördlich der Linie solle an die Franzosen gehen, die „rote Zone“ südlich davon an Großbritannien. „Die Araber dort“, sagte Kitchener und deutete auf die „rote Zone“, „werden dann unter unsere Kontrolle kommen.“
Nun stand einer Einigung mit Frankreich nichts mehr im Wege. Seit dem 23. November 1915 hatte der französische Diplomat François George-Picot, der zuvor in Beirut Generalkonsul gewesen war, in der französischen Botschaft in London verhandelt. Erst mit dem Staatssekretär im Foreign Office, Sir Arthur Nicholson, dann übernahm Sykes. Bis zum 3. Januar 1916 einigte er sich mit Picot auf die Aufteilung der osmanischen Beute mit Frankreich und damit auf die Grenzen der Staaten in der Levante, die bis zum heutigen Tag Bestand haben. Am 16. Mai unterzeichneten der britische Außenminister Edward Grey und der französische Botschafter in London, Paul Cambon, die Vereinbarung, die wie keine andere in der Neuzeit die Geschichte des Nahen Ostens prägen und beeinflussen sollte.
Der Nahe und Mittlere Osten, wie wir ihn heute kennen, ist das Ergebnis der Entscheidungen der Kolonialmächte, die sie während des Ersten Weltkriegs und in den Jahren danach getroffen haben. Die Niederlage und der Untergang des Osmanischen Reichs waren ein Erdbeben, das die alte Ordnung völlig zerstörte. Mehrere Vereinbarungen zwischen 1915 bis 1922, von denen das Sykes-Picot-Abkommen die wichtigste war, sollten in diesem Vakuum eine neue Ordnung schaffen. In ihrer Summe seien sie aber ein „Friede, um allen Frieden zu beenden“ gewesen, so der Titel des Standardwerks des amerikanischen Historikers David Fromkin zu jener Zeit. Vor dem Ersten Weltkrieg sei die arabische Welt „schläfrig“ gewesen, schreibt Fromkin im Nachwort zur Neuauflage im Jahr 2009. Mit dieser neuen Ordnung sei sie jedoch mit „zunehmender Unordnung“ „turbulent“ geworden, so Fromkin.